Erntejagd mit Verstand

Erntejagd mit Verstand

Die Mehrheit unserer Getreide- und Rapsfelder sind mittlerweile abgeerntet. Doch ein bedeutsames Kapitel in der landwirtschaftlichen Erntezeit zeichnet sich am Horizont ab: die Maisernte. Etwa ein Fünftel der agrarischen Anbauflächen ist mit diesen Süßgräsern bedeckt. Für Jäger ist diese Phase besonders prägend. Nach dem aktiven Eingreifen gegen Wildschäden bietet sich nun die Gelegenheit, von den tierischen „Untermietern“ eine "Gegenleistung" zu erhalten.

Sicherheit bei der Ernte

Das Bejagen eines Erntefeldes unterscheidet sich deutlich von konventionellen Drückjagden. Bei letzteren liegt die Planung und Durchführung komplett in den Händen von Jägern, einschließlich der Auswahl der Beteiligten wie Schützen, Treiber und Hundeführer. Herbstliche Jagdveranstaltungen in Wäldern haben zudem festgelegte Bereiche, die ihr Erscheinungsbild nicht ständig ändern. Im Gegensatz dazu ist die Arbeit auf Getreidefeldern kontinuierlich im Wandel: Von Maishäcksler über Abfahrwagen bis hin zu Landarbeitern und oft neugierigen Zuschauern – alles ist ständig in Bewegung. Und das, ohne dass die Jäger maßgeblichen Einfluss darauf haben. Dies erhöht das Risiko und macht den Prozess sehr herausfordernd.

Sicherheit bei der Wahl des Standes

Erhöhte jagdliche Positionen, wie von einigen Jagdgesetzen empfohlen, sollen die Risiken beim Jagen reduzieren. Wer sich jedoch mit Ballistik befasst, wird feststellen, dass diese Erhöhung in der Praxis nur begrenzte Vorteile bietet. Sie kann eine übertriebene Sicherheitsvorstellung vermitteln, da sich der Kugelfangbereich im Vergleich zu einem Stand auf dem Boden nur minimal ausdehnt. Die ersten Erlebnisse bei Maisjagden können durchaus begeisternd sein, mit reichlich Bewegung und erfolgreichen Fängen. Aber trotz der anfänglichen Freude kann eine wachsende Unruhe entstehen, da es vorkommen kann, dass manche Jäger zunehmend rücksichtslos schießen, ohne die Sicherheit von Mensch und Tier zu berücksichtigen. Es wird unkontrolliert in den Mais geschossen und auf extrem weite Distanzen gezielt. Der sichere Fangbereich für Kugeln? Oftmals wird er vernachlässigt!

Wichtige Aspekte der Erntejagd: Konzentration und Selbstkontrolle

Im Unterschied zu modernen Drückjagden haben Teilnehmer einer Erntejagd oft direkten Sichtkontakt. Dies kann den Konkurrenzkampf zwischen den Schützen intensivieren. Sobald ein Stück Schwarzwild aus dem Maisschlag flüchtet, beginnt eine regelrechte Kanonade. Dabei gerät das korrekte Ansprechen oft in den Hintergrund. Es wirkt, als würde die Dynamik einer Erntejagd jegliche Zurückhaltung aufheben. Trotz der hohen Position von Erntejagden in der Unfallstatistik ist es bemerkenswert, dass nicht mehr Vorfälle auftreten. Eine tiefe Konzentration und Selbstkontrolle der Schützen ist unerlässlich, um die Vielzahl von Eindrücken korrekt zu interpretieren. Nach mehreren Stunden inmitten von Lärm und Staub ist der Wunsch zu handeln bei vielen Schützen stark ausgeprägt.

Während sich mit der Zeit Erfolgserlebnisse ansammeln, kann ebenso ein Gefühl der Unruhe und Angst aufkommen. Dies bezieht sich nicht nur auf die Begegnung mit schwierigen Nachbarn, sondern auch auf die Sorge, in einem kritischen Augenblick mögliche Risiken zu übersehen.

Sicherheit und Verantwortung bei der Erntejagd

Die Erntejagd ist essentiell, um unsere Wildpopulationen in Balance zu halten, insbesondere im Hinblick auf die drohende Gefahr durch ASP. Jedoch ist bei solchen Jagden eine besondere Aufmerksamkeit für Sicherheitsaspekte erforderlich. Leider nehmen einige Jagden einen unstrukturierten Verlauf, bei dem nicht klar ist, welche Rolle jeder Teilnehmer spielt, was potenziell gefährlich werden kann. Es ist daher ratsam, sorgfältig zu prüfen, mit wem man sich bei einer Erntejagd zusammenschließt. Es sollte gewährleistet sein, dass man der Jagdleitung vertraut und beispielsweise Möglichkeiten für einen Fernwechsel vorhanden sind.

 


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