Tipps zur Altersbestimmung von Rehböcken

Tipps zur Altersbestimmung von Rehböcken

Die korrekte Altersbestimmung von Rehböcken ist entscheidend für eine nachhaltige Jagdpraxis. Rehwild ist die am häufigsten vorkommende Schalenwildart in Deutschland, und dennoch herrscht Uneinigkeit darüber, wie man sie am besten anspricht. Hier sind einige Tipps, die helfen können.

Entwicklung der Hauptform bei jungen Böcken

Bis zum dritten Lebensjahr durchlaufen junge Böcke signifikante Veränderungen in der Form ihres Hauptes. In dieser Wachstumsphase erreicht der Unterkiefer seine vollständige Ausdehnung. Anfänglich zeichnet sich das Haupt durch eine schmale Beschaffenheit aus. Mit fortschreitendem Alter jedoch entwickelt er sich zu einer breiteren, eckigeren Struktur, was ihn optisch kürzer erscheinen lässt.

Der Gesichtsausdruck

Die Analyse des Gesichtsausdrucks liefert wertvolle Einsichten. Der Ausdruck eines Bockes kann sich von einer jugendlich-kindlichen und neugierigen Miene zu einer ernsteren und männlicheren Mimik wandeln, die bisweilen sogar argwöhnisch oder mürrisch erscheinen mag.

Gesichtsmerkmale bei Böcken: Ein Indikator des Alters

Das Erkennen von Altersmerkmalen durch die Betrachtung des Gesichts bei Rehböcken kann aufschlussreich sein, allerdings gibt es zahlreiche Ausnahmen, die eine allgemeine Regelung erschweren. Besonders auffällig ist die dunkle Färbung im Gesicht junger Böcke im ersten Lebensjahr. Ab dem zweiten Lebensjahr tritt häufig ein weißer Fleck im Bereich der Nase auf, der sogenannte Muffelfleck, der jedoch auch bei besonders kräftigen Jährlingen früher sichtbar sein kann.

Bei Rehböcken mittleren Alters ist das Gesicht oft vielfältig gefärbt, wobei der Muffelfleck typischerweise entlang des Nasenrückens verläuft und von dunkleren Bereichen umgeben ist. Mitunter dehnt sich der helle Fleck so weit aus, dass das Gesicht bereits grau und somit älter wirkt – ein Erscheinungsbild, das trügerisch sein kann. Bei sehr alten Böcken dominiert hingegen oft graues Haar, das sich vom Haupt über die Augenregion ('Brille') bis hinunter ins Gesicht zieht und diesem eine blasse, verwaschene und matte Erscheinung verleiht. Im Gegensatz dazu weist eine deutlich definierte, kontrastreiche Gesichtsmaske auf ein mittleres Alter hin, während eine verwaschene, graue Färbung typischerweise ältere Tiere kennzeichnet.

 

Körperbau als Indikator für das Alter bei Rehböcken

Die körperliche Beschaffenheit eines Rehbocks kann einen tiefen Einblick in dessen Alter geben. Insbesondere im direkten Vergleich mehrerer Tiere lässt sich das Alter einfacher abschätzen. Ein junger Rehbock präsentiert sich meist schlank und hochbeinig mit einer geraden Linie sowohl am Rücken als auch am Bauch. Die Körperproportionen von Hinter- und Vorderläufen sowie dem Rücken und Bauch ähneln oft denen eines Quadrats.

Das Gehörn des jungen Bocks zeichnet sich durch seine spitz zulaufende Form aus und sitzt auf einem scheinbar senkrechten, dünnen und langen Hals. Mit dem Alter verändert sich die Statur des Bocks deutlich: sie wird rechteckiger und robuster. Die Muskulatur an Hals, Schulter und den Schenkeln wird ausgeprägter und verleiht dem Stück ein kraftvolles Aussehen.

Mit zunehmendem Alter erscheint der Träger kürzer und breiter, insbesondere am Ansatz der Schultern. Ein ausgewachsener, älterer Bock weist einen markanten Widerrist auf, einen durchhängenden Rücken sowie eine vorne schwerere Statur und eine sich senkende Bauchlinie. Diese Veränderungen im Körperbau bieten wertvolle Hinweise auf das Alter eines Rehbocks.

Haarwechsel und das Verfegen 

Der Zeitpunkt für den Haarwechsel und das Verfegen der Gehörne variiert je nach Alter und individueller Verfassung und bietet daher keine einheitliche Altersansprache. In unseren Breiten habe ich festgestellt, dass der 1. April als Orientierungspunkt dient, jedoch nicht als feste Regel gelten sollte.

Das Tragen von Bast zu diesem Zeitpunkt deutet darauf hin, dass der Rehbock ein Jährling, zweijährig, überaltert oder krank ist. Viele gut entwickelte Jährlinge zeigen oft schon eine vollständige Rotfärbung, bevor sie mit dem Verfegen beginnen. Der Aufbau der Gehörne und der Haarwechsel sind energieintensive Prozesse. Tiere mit einer robusten Konstitution, unabhängig von ihrem Alter, haben mehr Energie für diese Stoffwechselvorgänge und beginnen daher in der Regel früher damit.

Das Verhalten der Rehböcke: Eine Altersstudie

Das Verhalten von Rehböcken variiert deutlich je nach Altersklasse. Junge Böcke zeigen sich in der Regel unbeschwert, spielerisch und neugierig. Sie sind häufig tagsüber aktiv und suchen die Nähe ihrer Mutter und Geschwister. Es fällt auf, dass sie bei hellem Licht gerne unterwegs sind.

Mit dem Alter ändert sich dieses Verhalten jedoch. Starke Jährlinge und zweijährige Böcke zeigen Fluchtreaktionen, wenn ältere Artgenossen auftauchen, und können in unklaren Situationen schnell erschrecken.

Ältere Rehböcke hingegen verhalten sich anders. Sie verlassen ihre Einstand oft erst nach Einbruch der Dunkelheit und ziehen sich bereits bei den ersten Lichtstrahlen des Morgens wieder zurück. Da sie ihr Territorium nicht mehr verteidigen müssen, sichern sie es weniger häufig. Wenn sie zur Nahrungssuche aufbrechen, bleiben sie oft unter Bäumen, bevor sie sich zur Mitte der Äsungsfläche begeben, um dort zu verweilen.

Bei der geringsten Verdachtsmomente fliehen sie oft ohne zu zögern. Selbst während der Blattzeit sind sie nur schwer zu überlisten und bleiben meist in der Nähe ihres Einstands. Überalterte Böcke zeigen dagegen eine gewisse Gelassenheit. Sie bewegen sich in einem kleinen Territorium und sind zu verschiedenen Tageszeiten anzutreffen, da sie aufgrund ihrer schlechten Zähne länger für die Nahrungsaufnahme benötigen.

 

Merkmale zur Altersbestimmung von Rehböcken

Das Alter eines Rehbocks anhand seines Gehörns zu bestimmen, gestaltet sich schwierig. Ein einjähriger Durchschnittsspießer weist in der Regel lediglich Verdickungen oder einzelne Perlen an der Basis seines Gehörns auf, was die Altersansprache erschwert. Im Gegensatz dazu tragen stark entwickelte Jährlinge oft beeindruckende Gabeln oder Sechsergehörne mit gut entwickelten Rosen, die sie als potenzielle Kapitalböcke erscheinen lassen.

Um jedoch eine genaue Einschätzung vorzunehmen, ist ein aufmerksamer Blick vonnöten. Eng beieinander stehende, hohe Rosen und ein deutliches Missverhältnis zwischen Gehörn und Körperbau können Hinweise auf einen jungen oder unerfahrenen Bock liefern. Im Zweifelsfall sollte ein unbekannter starker Rehbock verschont werden, da es sich oft um einen kapitalen Jährling oder einen neu hinzugekommenen Zweijährigen handeln könnte.

Bei älteren, ausgereiften Böcken sitzen die Rosen dichter und meist seitlich am Schädel verschoben, mit einem deutlichen Abstand zwischen den Stangen. Allerdings sind Dachrosen kein eindeutiges Merkmal für das Alter eines Bocks, da auch gute Jährlinge sie aufweisen können. Mit zunehmendem Alter vergrößert sich jedoch der Durchmesser des Rosenstocks, während die Gehörnmasse meist von oben nach unten verlagert wird und vorhandene Enden kürzer werden oder ganz verschwinden.


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